Montpellier. Das Modell „Deutsch-Französischer Berufsschulzweig“ gibt es im Saarland bereits in zwei Bereichen: „Automobil“ am BBZ St. Ingbert und „Tourismus“ am KBBZ Halberg. Jetzt kommen mit „Bauwesen“, „Energie“ und „Informationssysteme“ sowie „Hotellerie“ und „Gastronomie“  weitere Bereiche hinzu. Bildungsminister Ulrich Commerçon wird dazu heute am Deutsch-Französischen Tag im südfranzösischen Montpellier mit Béatrice Gille, Recteurin der Académie Montpellier zwei entsprechende Absichtserklärungen unterzeichnen. Als Partner werden zukünftig das TGBBZ I Saarbrücken und das Lycée des métiers Dhouda in Nîmes sowie das TG BBZ II Saarbrücken und das Lycée des métiers Georges Frêche in Montpellier zusammenarbeiten.

 Ulrich Commerçon, Minister für Bildung und Kultur: „Wir sind im Saarland der festen Überzeugung, dass der Gedanke des Elysée-Vertrages auch 56 Jahre nach Unterzeichnung noch jeden Tag mit Leben gefüllt werden muss. Unsere Frankreichstrategie ist die Konsequenz dieses Bekenntnisses. Im Bereich der beruflichen Schulen setzen wir dieses im Deutsch-Französischen Berufsschulzweig bereits sehr erfolgreich um. Hier fördern wir die fachliche Sprachkompetenz, die Mobilität und die beruflichen Chancen von Jugendlichen. Natürlich wollen wir die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit unserer Jugendlichen damit verbessern. Aber wir machen junge Menschen im Saarland und in den Partnerregionen damit auch zu selbstbewussteren, überzeugteren und friedfertigeren Europäern. Das ist mir ein ebenso großes Anliegen.“

Die Unterzeichnung der beiden Absichtserklärungen findet dabei symbolisch am Deutsch-Französischen Tag statt, der auf das historische Ereignis der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags am 22. Januar 1963 durch Konrad Adenauer und Charles de Gaulle zurückgeht. An diesem Tag wurde nicht nur der Grundstein für die tiefe Freundschaft zwischen den beiden Nationen gelegt, sondern auch das Fundament für die deutsch-französische  Zusammenarbeit und den kulturellen Austausch.

Wesentliche Elemente der nun erweiterten Kooperation in der Berufsausbildung beider Länder im Bereich „Bauwesen“, „Energie“ und „Informationssysteme“ zwischen dem TGBBZ I Saarbrücken und dem Lycée des métiers Dhouda in Nîmes werden – wie bereits in den bestehenden Bereichen – der verstärkte Fachunterricht in der jeweiligen Partnersprache und die gegenseitigen Austausche mit Fachpraktika in Betrieben im Partnerland sein. Die Jugendlichen im Saarland erhalten durch den neuen Zweig einen direkten Einblick in die französische Arbeitswelt in den Bereichen Bauwesen, Energie und Informationssysteme. Sie lernen zum Beispiel französische Werkstatteinrichtungen, Normen und Gesetze kennen. Im Gegenzug können französische Jugendliche im Saarland Praxisphasen absolvieren.

Minister Commerçon wird heute neben der Kooperation im Bereich „Bauwesen“, „Energie“ und „Informationssysteme“ auch die Erweiterung des bestehenden Deutsch-Französischen Berufsschulzweiges in den Bereichen Hotellerie und Gastronomie formal unterzeichnen. Diesen gibt es zwar bereits am TGBBZ II Saarbrücken in der Praxis, eine offizielle Unterzeichnung stand allerdings bisher noch aus. Neben dem KBBZ Saarbrücken Halberg im Bereich Tourismus wird damit das TGBBZ II Saarbrücken dann offiziell als Partnerschule im Bereich Hotellerie und Gastronomie mit dem Lycée des métiers de la gastronomie, de l’hôtellerie et des tourismes Georges-Frêche Montpellier zusammenarbeiten.

Hintergrund:

Das Modell des Deutsch-Französischen Berufsschulzweiges zielt auf die Förderung der internationalen Mobilität und des beruflichen Austausches zwischen Frankreich und Deutschland bereits während der dualen Ausbildung. Ein zentraler Aspekt in der Umsetzung ist, dass zusätzliche Hürden für die Auszubildenden, zum Beispiel sprachliche Voraussetzungen, zusätzliche verpflichtende Prüfungen und finanzieller Mehraufwand vermieden werden.

Die Finanzierung der Austausche ist langfristig über ProTandem –Deutsch-Französische Agentur für den Austausch in der beruflichen Bildung –gesichert. Finanzierungsmodelle des Deutsch-Französischen Jugendwerks können ebenso integriert werden. Auch eine Ausweitung über Erasmus+ ist möglich. Über die erbrachten Leistungen bzw. erworbenen Qualifikationen werden den Jugendlichen entsprechende Bescheinigungen ausgestellt. Neben den Fachaustauschen in den Betrieben für die Jugendlichen sind im Programm auch Austausche für Lehrkräfte vorgesehen.

 

Fotohinweis: Béatrice Gille, Recteurin der Académie Montpellier, und Ulrich Commerçon, Minister für Bildung und Kultur Saarland, unterzeichnen am 22. Januar 2019 im südfranzösischen Montpellier eine Absichtserklärung zur Erweiterung des Deutsch-Französischen Berufsschulzweigs. ©Johanna Medalin