Wie lässt sich der Dialog mit Chatbots, den virtuellen Sprachassistenten, so verbessern, dass diese wie Menschen wirken? Wie kann man ironische Kommentare in sozialen Netzwerken automatisch erkennen? Und wie können Roboter noch besser mit Menschen kommunizieren? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Computerlinguisten und Sprachtechnologen bei den beiden weltweit wichtigsten wissenschaftlichen Konferenzen zu Sprachdialogsystemen, der Sigdial und Semdial, die erstmals parallel vom 15. bis 17. August in Saarbrücken als „SaarDial“ stattfinden.

Wenn Menschen miteinander reden, fallen sie sich ins Wort oder signalisieren über ihre Mimik, dass sie etwas nicht verstehen. Diese Nuancen im menschlichen Dialog lassen sich nur mit hohem Aufwand auf Sprachdialogsysteme übertragen. Dies kann jeder feststellen, der mit Sprachassistenten wie Siri von Apple, Alexa von Amazon oder Cortana von Microsoft über die natürliche Sprache kommunizieren will. Die internationalen Wissenschaftler, die in Saarbrücken tagen werden, beschäftigen sich daher nicht nur mit semantischen Fragestellungen und der Sprachtechnologie. Sie beziehen in ihren Forschungsprojekten auch Erkenntnisse aus der Künstlichen Intelligenz, der Philosophie und Psychologie sowie der Neurowissenschaften mit ein.

Bei der stärker theoretisch orientierten Semdial-Tagung diskutieren die Forscher zum Beispiel ganz grundsätzlich die Frage, wie Menschen miteinander kommunizieren und wie man diese natürlichen Dialoge auf Computer übertragen kann. An der Sigdial-Konferenz werden hingegen auch Entwickler aus großen IT-Unternehmen wie Microsoft teilnehmen und aktuelle Sprachdialogsysteme vorstellen. In den Tagungsbeiträgen wird es etwa darum gehen, wie natürlich ein Sprachsystem im Auto, Operationssaal, Klassenzimmer oder Museum kommunizieren soll und was als „natürlich“ vom Nutzer wahrgenommen wird. Mehrere Forschungsgruppen werden Dialogsysteme vorstellen, die für die Kommunikation mit bestimmten Benutzergruppen adaptiert, etwa für ältere Menschen, kleine Kinder oder Personen mit kognitiven und physischen Einschränkungen. Eine weitere Forschergruppe wird einen Chatbot auf Facebook vorstellen, der Informationen zur sexuellen Aufklärung im Kontext von AIDS verbreitet.

Beide Konferenzen wurden von insgesamt 14 Unternehmen und Forschungsinstituten unterstützt, darunter große internationale Konzerne wie Microsoft, Amazon, Facebook, aber auch deutsche und saarländische Firmen und Institute wie das DFKI (Saarbrücken), Semvox (Saarbrücken) und Charamel (Köln) und das Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction” der Universität des Saarlandes. Die promovierte Computerlinguistin Volha Pethukova, die am Lehrstuhl für Sprach- und Signalverarbeitung der Saar-Uni forscht, ist die Hauptorganisatorin der Tagung in Saarbrücken. Sie zeigte sich erfreut, dass beide Konferenzen zum ersten Mal an einem Ort zusammenkommen und das in Saarbrücken, einer Universität mit einer langjährigen und weltführenden Dialogforschung.  „Ich freue mich, dass viele internationale Kollegen aus Forschungsinstituten wie Carnegie Mellon, Stanford, Cambridge, Tokio und anderen Städten zur ‚SaarDial‘ kommen“, so Pethukova.

Hintergrund zur Saarbrücker Computerlinguistik

Saarbrücken ist einer der führenden europäischen Forschungsstandorte für  Computerlinguistik und Sprachtechnologie. Die Wissenschaftler an der Universität des Saarlandes sind am Informatik-Exzellenzcluster der Saar-Uni und dem Sonderforschungsbereich zur Informationsdichte beteiligt. Sie arbeiten zudem eng mit den Wissenschaftlern am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) zusammen und tauschen sich weltweit mit Kollegen an weiteren wichtigen Forschungsstandorten auf diesem Gebiete etwa in Edinburgh und Stanford aus. Der Lehrstuhl für Sprach- und Signalverarbeitung ist in den Bereichen Sprachtechnologie, Informationsextraktion und Dialogforschung tätig.

Weitere Informationen:  www.saardial.uni-saarland.de

 

 

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